Popstar Aung San Suu Kyi am Märtyrer Tag in Yangon, Myanmar

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Sie kam, sprach und ging

10:37 Uhr, ein Auto-Hup-Konzert und gesenkte Köpfe der Passanten. Eine Gedenkminute für die Unabhängigkeitskämpfer Burmas. General Aung San, sieben Minister und ein Personenschützer wurden am 19. Juli 1947 während einer Kabinettssitzung erschossen. Der Vorfall soll sich um 10:37 Uhr ereignet haben.

66 Jahre später, am 19. Juli 2013, ist das öffentliche Gedenken der Märtyrer und der Besuch des Aung San Mausoleums in Yangon keine Selbstverständlichkeit.

Seit den Aufständen und Demonstrationen 1988 war das Mausoleum für die breite Öffentlichkeit geschlossen. Nur für einen Tag im Jahr am 19. Juli konnte dieser Ort besucht werden und dann auch nur von Regierungs- und Familienangehörigen oder als besonderer Gast mit offizieller Genehmigung. Die damalige Militärregierung wollte Aung San vergessen machen und die Popularität seiner Tochter Aung San Suu Kyi unterdrücken, doch die Verehrung hielt sich hartnäckig.

Am 19. Juli 2010 bin ich zum „People’s Park“ gefahren der in die Nähe des Mausoleums liegt. Unauffällig wollte ich einen Blick erhaschen was an diesem Tag passiert. Die Straßen waren gespenstisch leer, weiß-rote Barrikaden standen dort, mit Stacheldraht umwickelt und dahinter wachten Soldaten mit Maschinengewehren. Eine Atmosphäre die abschreckte, niemand war dort. Und wenn es Bürger gab, die den Märtyrer-Tag feierlich begehen wollten, dann hinter verschlossenen Türen im eigenen Haushalt. Nur die NLD-Aktivisten liefen jedes Jahr geschlossen zum Mausoleum und argumentierten mit den Soldaten um Einlass zu bekommen. In einer Gruppe die leere Straße bis zum Eingang des Mausoleums entlang zu laufen gibt ein Gefühl der Stärke als nun diesen Weg dorthin alleine zu wagen.

Umgeben waren wir nicht nur von Soldaten mit Maschinengewehren, sondern auch von angeheuerten Schlägertrupps und Mitarbeitern des Intelligence-Office die Fotos machten und alles dokumentierten

erzählt mir ein NLD Aktivist, der namentlich nicht genannt werden möchte. In manchen Jahren waren sie erfolgreich mit ihren Argumenten und durften trotz des offiziellen Verbotes passieren und ihren Blumenkranz nieder legen, in anderen Jahren mussten sie wieder zurückziehen ins NLD-Hauptquartier, welches unweit des Mausoleums liegt. Sonst geschah nichts. Im Vorfeld jedoch gab es Besuche von der Polizei um einige Aktivisten während des 19. Julis unter Arrest zu stellen damit sie gar nicht erst die Möglichkeit bekommen zum Mausoleum zu marschieren.

Komm mal mit, wir wollen mit dir reden, hieß es dann immer und je nachdem wie sie sich in den Befragungen geschlagen haben, konnten sie nach dem 19. Juli wieder nach Hause gehen, oder wurden für mehrere Jahre weggesperrt

so der NLD-Aktivist. Um das zu vermeiden, schliefen einige Aktivisten schon ab dem 15. Juli nicht mehr zu Hause, sondern bei Freunden und Verwandten in Yangon und tauchten dann am 19. Juli vor Ort auf, um als Gruppe geschlossen zum Mausoleum zu marschieren.

Aber jetzt ist vieles anders. Seit 2011, nach der Öffnung des Landes, war es den Bürgern erlaubt, Zeremonien abzuhalten und das Mausoleum am Märtyrer-Tag zu besuchen. Und im Juni dieses Jahres wurde verkündet das dass Mausoleum nun täglich für Besucher geöffnet sei. Ohne ungutes Gefühl bin ich daher in diesem Jahr zum NLD Hautquartier gefahren um von dort zum Mausoleum zu laufen. Das Hauptquartier ist leicht zu übersehen und wird auf der einen Seite von zwei hohen, breiten Bäumen verdeckt und auf der anderen Seite von einem pinkfarbenen Möbel-Haus. Zwei rote Poster mit dem gelben Pfau und die rote Fahne mit dem weißen Stern weisen es als Hauptquartier aus. Besucher versammeln sich auf den Bürgersteigen und werden durch eine dünne Schnur daran gehindert auch die Straße zu okkupieren. Reisebusse, deren Front mit der roten NLD Fahne geschmückt ist, kommen aus verschiedenen Regionen Myanmars und Studentenvereinigungen aus Yangon sind mit Pick-ups angereist, ebenso wie NLD Anhänger und Unterstützer. Poster mit der Aufschrift „National League for Democracy“, so wie Bilder von Aung San Suu Kyi und ihrem Vater General Aung San prangen an den Seiten der rollenden Untersätze. Selbst einen Mann mit bebildertem Aung San Suu Kyi und Aung San Regenschirm findet sich unter den Besuchern. Souvenir-Verkäufer halten mir Din-A4 große und in Plastik eingeschweißte Poster mit General Aung San vor die Nase und sehr viele Leute tragen Anstecknadeln mit der NLD-Fahne.

Der Weg, der zum Mausoleum führt ist mit den bekannten weiß-roten Stacheldraht-Barrikaden blockiert und Sicherheitskräfte mit Gewehren stehen dahinter oder sitzen irgendwo gelangweilt unter den Bäumen im Schatten. Schmale Durchgangswege finden sich zwischen den Barrikaden.

An der ersten Einlasskontrolle verweist ein Schild darauf welche Gegenstände verboten sind: Kameras, Feuerzeuge, verdächtige Blumensträuße, Mobiltelefone.

Dann müssen sich Männer und Frauen getrennt anstellen und etwas weiter den Weg entlang ging es durch Einlasskontrollen und Metalldetektoren. In Pavillon-Zelten wiederum muss man noch eine Körperdurchsuchung über sich ergehen lassen, um dann mit den Massen den Berg hinauf zu laufen. Überall stehen Sicherheitskräfte, aber alles lief entspannt ab. Portionsweise wurden die Menschen zum Monument durchgelassen das ausschaut wie eine große rote Welle, eine aufstrebende Betonwand mit weißem Stern links. Davor befinden sich auf einem Sockel neun goldene Tafeln mit den Namen der Ermordeten. Viele Gruppen und Vereine haben ihre großen Blumenkränze dort aufgestellt. Durch ein Megafon schallt es unablässig, auf andere Besucher zu achten und auch mal weiter zu rücken.

Im NLD-Hauptquartier wartet man hingegen auf die Rede von Aung San Suu Kyi. Das Erdgeschoss füllt sich mit geladenen Gästen und ich bekomme einen Platz in der dritten Reihe zugewiesen. In der ersten Reihe sitzen Mönche und hinter dem Rednerpult sind Ehrenplätze für die NLD-Veteranen reserviert. Ein dunkelroter, straff gespannter Stoffvorhang nimmt die Rückwand ein. Darüber hängen in einer Reihe die erschossenen Minister. Auf dem Vorhang prangen ausgeschnitte Burmesische Styropor-Buchstaben die wohl soviel sagen wie: 19. Juli 1947, 66. Märtyrer Jahrestag.

Auf grauem Betonboden stehen türkisfarbene und rote Plastikstühle. Die Ausländer werden seitlich in einen Extra-Bereich gruppiert, es sind alles Botschaftsvertreter von Großbritannien bis Indonesien die auf gepolsterten Bürostühlen Platz nehmen. An den Stuhlbeinen klebt noch die Noppenfolie als wären sie erst frisch geliefert worden. Je mehr Leute sich in dem Raum drängen desto stickiger wird die Luft und als der Strom ausfällt mischt sich der Dieselgeruch des Generators mit hinein.

Die Digitaluhr zeigt 12:36 und fällt dann aus. Wann Aung San Suu Kyi nun letztendlich kam, weiß ich  nicht, aber es ging schnell. Sie huscht mit ihren Bodyguards durch die Menge, nimmt Platz auf dem noch freien Stuhl der Ehrengäste und kann alsbald ans Rednerpult treten. Das Blitzlichtgewitter will kein Ende nehmen.

Aung San Suu Kyi wirkt angespannt, müde und so als müsste sie ein Programm abspulen.

Dann gibt es auf dem Rückweg noch ein schnelles Händeschütteln, die Fotografen stapeln sich um Fotos zu schießen und einige Ausländer scheinen ganz verrückt danach zu sein der Ikone die Hand zu schütteln. Ein Pärchen warf sich Blicke zu die soviel sagten wie: „Und? Hast du mich auf dem Bild wie sie mir die Hand gibt?“

Das kleine Untergeschoß leert sich schnell und die Menschen drängen nach draußen. Die Stühle werden schnell zusammengestapelt und die Spuren der NLD-Veranstaltung verschwinden. Nur der dunkelrote Vorhang mit den Styropor-Buchstaben hängt stoisch an der Wand.

Auf der Straße warten Menschenmassen und Aung San Suu Kyi hält aus ihrem Auto heraus noch eine Rede. Und diesmal lächelt sie sogar…