Buchbesprechung: Indonesien 1965ff – Die Gegenwart eines Massenmordes
Die antikommunistischen Massenmorde in Indonesien, denen Mitte der 1960er Jahre Hunderttausende Menschen zum Opfer fielen, zählen zu den schlimmsten Verbrechen des 20. Jahrhunderts.
Die „65er-Häftlinge“, die Ende der 1970er Jahre frei kamen, blieben mit ihren Familien Stigmatisierte – und sind es bis heute. Während der über drei Jahrzehnte dauernden Herrschaft von Suharto, die erst mit seinem Rücktritt 1998 endete, gab es nur eine „richtige Geschichtsversion“: Suharto hat die Bevölkerung geschützt indem er über die „bösen“ Kommunisten siegte. Noch heute existiert die Geschichtsschreibung der Suhartozeit in Schulen und Museen ungebrochen weiter. Von staatlicher Seite gibt es kaum Bemühungen um Aufarbeitung.
In dem von Anett Keller herausgegebenen Sammelband kommen ausschließlich IndonesierInnen zu Wort. Protokolle von Überlebenden der Massaker von 1965 finden sich ebenso in dem Buch, wie Porträts von Organisationen und Initiativen, die sich der Aufarbeitung der Vergangenheit verschrieben haben, Artikel von Wissenschaftlern und Werke von Künstlern, die die Ereignisse von 1965 thematisieren.
Anett Keller (Hg.): Indonesien 1965ff. Die Gegenwart eines Massenmordes. Ein politisches Lesebuch.
Regiospectra Verlag, 214 Seiten, 19,90 Euro
Rezension: Mandy Fox
Buchbesprechung: Indonesien 1965ff. Die Gegenwart eines Massenmordes
(SWR2 „Forum Buch“, 16.08.2015)